Helles Polarlicht in der Nacht vom 18. auf den 19. Oktober 2025

 

Zusammenfassung

Nachdem es bedingt durch den Einfluss Koronaler Löcher (englisch coronal holes, kurz CHs) beim Monatswechsel September-Oktober Polarlichter gab, welche teils deutlich visuell waren, klang nachfolgend die Polarlichtaktivität wieder ab. Am 12. Oktober gab es dann erstmals wieder Polarlicht, allerdings nicht sonderlich stark und auch häufig gestört durch hohes Gewölk. Schon damals ging es an die Ostsee nach Travemünde, wo es auch diesen Abend hinging. Allerdings nicht für Polarlicht, sondern eigentlich für den Kometen "Lemmon", welcher mittlerweile auch mit bloßem Auge erkennbar war. Doch zu Aufnahmen des Kometen kam es dann schließlich nicht, denn am Beobachtungsort am Strand angekommen, war visuell der Nordhimmel erhellt, man konnte sogar einen deutlichen Streifen erkennen. Die Dämmerung wurde ausgeschlossen, denn die war schon längst vorbei. Mit dem Auge, also visuell sah das so aus:

Ein Bild mit der Kamera sorgte dann für Gewissheit, ein grüner Polarlichtbogen, das Polarlicht war also deutlich visuell:

Doch was war passiert? Ein Blick ging auf die Sonnenwindwerte. Dichte und Geschwindigkeit waren erhöht, doch der eigentliche Blick ging auf den Bz-Wert, denn dieser war längere Zeit deutlich negativ, teils bis an die -10 nT. Optimale Bedingungen für die Südwanderung des Polarlichtovals:

Doch was der eigentliche Auslöser für die für Polalricht optimalen Sonnenwindwerte war, ist nicht abschließend geklärt. Eine in Entwicklung befindliche Sonnenfleckengruppe zentral auf der Sonnenscheibe brachte zumindest einige Auswürfe, doch die ausgelösten CMEs sollten die Erde eher streifen. Außerdem machte sich allmählich ein neues koronales Loch bemerkbar, dessen stream interaction region (SIR) sorgte mit den CME-Streifschüssen wohl dann für gute Bedingungen. Der KP-Index stieg in der Folge in den Sturmbereich an und erreichte einen maximalen Wert von 6, was einen moderaten Sonnensturm bedeutete:

Die erhöhte Dichte (in Wirklichkeit die Teilchendichte von Protonen) war wohl die Ursache für weitere spezielle Begleitformen beim Polarlicht, unter anderem gab es RAGDA und einen SAR-Bogen, womöglich sogar STEVE. Die erhöhte Geschwindigkeit sorgte außerdem für einen zusätzlichen Druck auf das Erdmagnetfeld, was wahrscheinlich auch noch ein entscheidender Faktor war, dass das Polarlicht an diesem Abend sehr weit nach Süden vordringen konnte. Es gab zumindest Nachweise aus dem Mittelmeerraum! Also ein eher ungewöhnliches Event.

 

Teil 1: heller grüner Polarlichtbogen

Wie oben bereits erwähnt, gab es einen deutlich visuellen grünen Polarlichtbogen. Somit wurden von den Kometenbildern abgesehen und stattdessen dieses Polarlicht aufgenommen. Über dem grünen Bogen poppten immer wieder Flecken auf, welche ebenfalls deutlich visuell erkennbar waren. Als erstes lag die Vermutung bei Protonenaurora, doch später ließ sich über den grünen Flecken noch ein roter Bogen nachweisen, womit es sich definitionsgemäß um RAGDA handelte:

grüner Polarlichtbogen und RAGDA darüber

RAGDA war übrigens auch oben beim ersten Bild bereits erkennbar.

Der grüne Polarlichtbogen wurde mit der Zeit immer heller und stieg höher, das Grün war dann selbst mit bloßem Auge erkennbar! Damit ging die Helligkeit des Polarlichts in den Bereich "hell" über. Selbst die Ostsee schien in einem Grünton zu leuchten, in den Bildern spiegelte sich der helle grüne Bogen zumindest im Wasser:

heller grüner Polarlichtbogen, welcher sich im Wasser der Ostsee spiegelte

Und natürlich der visuelle Eindruck:

der grüne Polarlichtbogen konnte selbst visuell in grün gesehen werden

Ungewöhnlich, dass das Polarlicht so hell wird. Letztmals konnte der grüne Bogen so in der Art im Jahr 2024 gesehen werden, wenn man es genau will am 10. Oktober. Vermutlich hat zum einen die hohe Dichte dafür gesorgt, denn je mehr polarlichtauslösende Teilchen vorhanden sind, desto mehr Luftteilchen können auch zum Leuchten angeregt werden. Zum anderen lag es aber auch daran, dass das Polarlicht doch recht hoch stand und somit der Extinktion und Dunst in Horizontnähe nicht zum Opfer fiel und abgeschwächt wurde.

Im eben gezeigten Bild waren auch schon schöne Säulen im grünen Bogen erkennbar, generell waren die Strukturen interessant:

interessante Strukturen in Form von Säulen und Strahlen im grünen Bogen

Die Strahlen nahmen dann zu und der grüne Bogen wurde sehr dynamisch, wobei die Dynamik auch mit dem Auge gut erkennbar war. Ein Substurm hatte begonnen, der erste an diesem Abend, die Magnetometer weiter im Norden schlugen gewaltig aus. Auch rot kam etwas dazu, aber nur sehr spärlich. Normalerweise geht ein Substurm häufig mit vielen Rottönen einher, doch dieses Mal war es nur ein "grüner Substurm":

strukturierter und dynamischer, sowie teils strahlenförmiger grüner Polarlichtbogen mit etwas rötlicher Färbung darüber

Dafür nahm die RAGDA ordentlich an Fahrt auf, mehrere deutlich visuelle bis helle Flecken (selbst mit bloßem Auge teils grün) poppten immer wieder an unterschiedlicher Stelle auf:

mehreres Aufflackern von grünen RAGDA-Flecken oberhalb des eigentlichen Polarlichts

Teilweise wanderten die Flecken auch mal quer über den Himmel:

ein heller von West nach Ost wandernder RAGDA-Fleck im Bereich des Großen Wagens

Das grüne Polarlicht weitete sich zum Horizont aus (wanderte also nach Norden) und begann zu flackern und zu pulsieren, was durchaus vorkommt. Der grüne Bogen selbst zerfiel in einzelne Fragmente:

pulsierendes grünes Polarlicht

Die Helligkeit nahm dabei ab, das Polarlicht war aber dennoch deutlich visuell. Die RAGDA klung ab und übrig blieb ein SAR-Bogen. Da sich die Polarlichtaktivität abschwächte, wurden ein paar Fotos von diesem Bogen in Angriff genommen. Der SAR-Bogen selbst war eher fotografisch, man konnte vielleicht eine Aufhellung erahnen, doch das war eher spekulativ. Einmal der Bogen nach Osten über die dunkle Ostsee mit sich im Wasser spiegelnden Polarlicht:

SAR-Bogen mit Blick nach Osten

Und dann das kuriose nach Westen, wo neben dem SAR-Bogen noch ein einzelner Strahl stand:

SAR-Bogen nach Westen mit einzelnem Strahl daneben

Dieser hatte auch eine weißliche Aufhellung. Der Strahl selbst sah der Erscheinung STEVE sehr ähnlich. Ob es sich bei diesem Strahl tatsächlich um diese sehr seltene Erscheinungsform bei Polarlicht handelte, kann nicht abschließend geklärt werden.

Das Polarlicht am Nordhimmel schwächte sich unterdessen noch weiter ab und war nur noch als Aufhellung schwach visuell wahrnehmbar. Über grün (mittlerweile nicht mehr undedingt ein Bogen sondern eher zermatscht) gab es auch etwas rötliches Glimmen, teils sogar mit Strahlen:

"zermatschtes" grünes Polarlicht mit rötlichem Glimmen und wenigen Strahlen darüber

Im Anschluss klung dann auch die Strahlenaktivität ab und das grüne Polarlicht wurde noch schwächer und zog sich bis zum Horizont zurück. Der Substurm war vorbei. Zum Abschluss soll noch ein Video des hellen grünen Bogens und des Substurms inklusive RAGDA gezeigt werden:

Zwischendurch fand ein Objektivwechsel von 24 mm auf 16 mm Brennweite statt. Und noch zum Hinweis: das violette Licht im Vordergrund sind Bernsteinsucher mit UV-Lampen.
 

Teil 2: zweiter Substurm mit viel Rot kurz vor Mitternacht

Somit konnte erst einmal eine kleine Pause eingelegt werden. Gegen 23:30 Uhr Lokalzeit (MESZ) wurde es am Nordhimmel wieder heller und man konnte schließlich wieder einen Bogen erkennen. Der grüne Polarlichtbogen hatte sich wieder formiert und ist deutlich visuell geworden:

der grüne Polarlichtbogen hat sich neu formiert und war wieder deutlich visuell

Hier der in etwa visuelle Eindruck des Bogens:

Der Bogen stand zwar etwas tiefer als noch beim ersten Substurm, doch trotzdem war es in Sachen Helligkeit wieder beeindruckend. Nur kurze Zeit später schossen Strahlen aus dem Bogen empor:

Strahlen steigen aus dem grünen Bogen empor

Es war die Ankündigung für einen erneuten Polarlichtausbruch, der zweite Substurm begann. Die Strahlenaktivität nahm dabei rapide zu, das Polarlicht wurde neuerlich hell, dieses Mal dann mit viel Rot über grünem Polarlicht:

deutliche Strahlenaktivität mit viel rotem Polarlicht

Der Hammer, vor allem die Spiegelung im Wasser der Ostsee! Die Strahlen waren ohne Probleme mit bloßem Auge erkennbar, selbst die Farbe wurde wahrgenommen, auch das Rot! Hier der ungefähre visuelle Eindruck:

Interessant waren auch die klaren Strukturen im Polarlicht. Die Bewegung war auch dieses Mal wieder mit dem Auge nachvollziehbar. Ein paar Bilder der tollen Strukturen sollen hier gezeigt werden:




Kurz nach Mitternacht flammte nochmals ordentlich rotes Polarlicht auf, während sich das grüne Polarlicht eher zurück entwickelte:

erneut sehr viel und teils intensives rotes Polarlicht

Kurz darauf schwächte sich die Polarlichtaktivität ab, die Strukturen wurden dabei undeutlicher. Trotzdem glühte es noch ordentlich rot über dem grünen Polarlichtbogen:

Im Anschluss schwächte sich das Polarlicht ab und es blieb nur noch der grüne Polarlichtbogen übrig, welcher noch schwach visuell als Aufhellung zu erkennen war:

Da der Akku leer war und kein Ersatz dabei war (so ein Mist), wurde hier die Beobachtung abgebrochen. Somit wurde der dritte Substurm gegen 2 Uhr MESZ verpasst, der wohl nochmal so ähnlich stark ablief. Nichtdestotrotz konnte ein tolles Polarlicht eingefangen werden. Es war das bisher beste Polarlicht in 2025. Ein Video des zweiten Substurms soll es dann auch noch geben:

Ein Video von beiden Substürmen gibt es im Polarlicht-Archiv.