Halophänomen am 21. Mai 2024

Großwetterlage

Tiefer Luftdruck bestimmte an dem Tag das Wettergeschehen über Deutschland. Tief "Lisa" hat dabei die Hauptrolle übernommen. Das zum Tief dazugehörige Frontensystem zog im Verlauf des Tages nach Norden und brachte am Standort am Abend auch einiges an Regen (sieh hierzu Wettertagebuch Mai). Im Vorfeld des Frontensystems gab es dabei Warmluftadvektion, womit sich in höheren Schichten bereits Wolken bilden konnten. Am Mittag zogen dann die ersten Ausläufer der Front mit zunehmender Schichtbewölkung auf.

Das Phänomen

Am Mittag fiel bereits ein 22°-Ring in Cirrostratus auf, welcher besonders oben sehr kräftig und farbig war. Es wurde neben dem 22er der umschriebene Halo vermutet. Außerdem zeigten sich ganz schwach die Nebensonnen. Sehr diffus konnte sogar der Horizontalkreis gesehen werden. Da allein der Horizontalkreis schon sehr interessant war, ging es ins Feld zu einer besseren Übersicht. Genau da fiel auf, dass der Horizontalkreis wohl vollständig war. So was ist sehr selten! Also eine Fotoserie gestartet.
Bei der Auswertung fielen dann noch weitere, durchaus seltene Erscheinungen auf. Dazu das erste Bild mit einem Stack aus verschiedenen Aufnahmen:

Neben des vollständigen 22°-Ringes fallen sofort der umschriebene Halo, die Nebensonnen und der Horizontalkreis auf. Nach drüberlegen einer Unschärfemaske kam dann noch mehr hervor:

Zum einen fällt hier jetzt auf, dass der umschriebene Halo ebenfalls vollständig ist und zum anderen werden neben den bereits erwähnten Halos ein schwacher 9°-Ring sichtbar, unten tauchen sogar die Infralateralbögen auf und ganz außen ist sehr schwach der 46°-Ring.
Zur besseren Sichtbar der ILBs und des 46er eine noch extremere Unschärfemaske:

Das macht in Summe schon 7 Halos (die Nebensonnen und die ILBs zählen jeweils als ein Halo)! Doch das war noch nicht alles, denn der Horizontalkreis schien ja vollständig und somit wurden auch Aufnahmen zum Zenit gemacht. Hier das Resultat:

Der Horizontalkreis ist in der Tat vollständig, zu dem ist sehr schwach eine weitere Haloerscheinung erkennbar, welche mit einer Unschärfemaske noch besser in Erscheinungen tritt:

Es handelt sich um die 120°-Nebensonnen, erkennbar als hellere, weiße Flecken auf dem Horizontalkreis. Außerdem ist hier der 46°-Ring auch gut erkennbar. Das macht also insgesamt 8 Halos (die 120°-Nebensonnen zählen auch als ein Halo).
Als Resultat kann man sagen, dass im Cirrostratus neben willkürlich ausgerichteten Eiskristallen (22°- und 46°_Ring), Plättchen- (Nebensonnen, Horizontalkreis (vermutlich hieraus entstanden, da die 120°-Nebensonnen nachweisbar waren)) und Säulenkristalle (umschriebener Halo, Infralateralbögen) vorhanden waren. Außerdem wohl auch eine sehr geringe Menge an pyramidalen Eiskristallen (Nachweis des 9°-Ringes).
Da die Sonne an diesem Tag auch über 58° über den Horizont stieg, bestand die Hoffnung, einen Zirkumhorizontalbogen zu sichten. Doch die Bewölkung verdichtete sich bereits sehr schnell zu Altostratus. Die anfangs noch 8 Halos wurden immer weniger und übrich blieb ein diffuser 22°-Ring:

Das Halophänomen war also nach kurzer Zeit wieder vollständig verschwunden. interessant war es aber allemale, da 22°-Ring, umschriebener Halo und Horizontalkreis vollständig waren, was sehr selten ist! Außerdem traten die 120°-Nebensonnen und die Infralateralbögen auf, welche zu den selteneren Halos zählen (Statistik: 120°-Nebensonnen 1 bis 2 Tage im Jahr, Infralateralbögen etwa einmal im Jahr).
Zur Übersicht nochmals Bilder mit Berschriftung der Halos: